Wien, im Februar 2023_Die letzten Jahre sind geprägt von wirtschaftlichen Berg- und Talfahrten, wovon auch der österreichische Einrichtungsfachhandel nicht ausgenommen ist. Dank vorausschauender Investitionen und starker Kundenorientierung beweisen die Möbelhändler*innen und Raumausstatter*innen von SERVICE&MORE jedoch Krisenresistenz. Die Aussichten des Verbandes für 2023 sind trotz nicht absehbarer Herausforderungen optimistisch.
Im vergangenen Jahr legte der Umsatz des österreichischen Einzelhandels im Bereich „Möbel“ laut Statistik Austria insgesamt nominell um 2 % zu, während der Realumsatz um 6 % sank. „Das Jahr 2022 war für unsere Branche sehr herausfordernd, insbesondere das zweite Halbjahr. Dennoch konnten unsere Mitgliedsunternehmen ihren Umsatz, der schon im Pandemiejahr 2021 um über ein Fünftel gewachsen war, um einen weiteren Prozentpunkt steigern. Das Ertragsumfeld war dabei alles andere als leicht und wirtschaftliche Belastungen wie die hohe Inflation und steigende Zinsen haben im Endeffekt trotzdem zu einem leichten realen Rückgang geführt“, resümiert Mag. Christian Wimmer, Geschäftsführer von SERVICE&MORE, der größten Einkaufs- und Dienstleistungsorganisation für KMUs im österreichischen Einrichtungsfachhandel. „Der Auftragsstand bei unseren 301 Mitgliedern liegt für das erste Quartal 2023 sehr gut über dem Vorjahr, in den späteren Quartalen rechnen wir allerdings mit einem leichten Auftragsrückgang.“
Nachfrage im unteren Preissegment sinkt
Im Bereich der Bezugspreise ist aus mehreren Gründen Entspannung in Sicht. Einerseits pendeln sich die Energiepreise – wenn auch auf einem höheren Niveau – zunehmend ein, andererseits haben sich auch die Lieferengpässe in den letzten sechs Monaten stark entschärft. „Lieferschwierigkeiten im Einrichtungsfachhandel sind mittlerweile in der Produktion und Rohstoffbeschaffung kein großes Thema mehr, bestehen hier und da jedoch noch logistikbedingt. Die Versorgungswege im Holzbereich hatten sich ob der starken Handelsbeziehungen zwischen Österreich und der Ukraine durch den Krieg abrupt verändert, alle Beteiligten mussten sich den neuen Bedingungen entsprechend anpassen. Wohl auch im Zuge der innerwirtschaftlichen Auswirkungen des Konflikts ist der Konsum in Österreich nach einem starken Jahr 2021 im vergangenen Jahr spürbar zurückgegangen. Dadurch, dass bei den heimischen Händler*innen genügend Ware eingelagert ist, sind die Preise in einigen Warengruppen daher mittlerweile wieder am Sinken“, erklärt Wimmer.
Rückläufig ist auch die Nachfrage in den unteren Preissegmenten. „Unsere Partnerbetriebe berichten uns, dass im hochwertigen Sortimentsbereich zwar ein leichter Nachfragerückgang spürbar ist, die Nachfrage in der Preismitte und im niedrigpreisigen Mengensegment jedoch regelrecht einbricht“, so Wimmer. Diese Veränderungen könnten zum Teil auf eine zunehmende Besinnung auf langlebige Qualitätsprodukte hindeuten. „Da unsere Mitgliedsbetriebe für qualitativ hochwertige Produkte und Leistungen bekannt sind, erwarten wir hier keine negativen Auswirkungen auf den Fachhandel. Für die Großfläche könnte es da schwieriger werden“, ergänzt Wimmer.
Preisauszeichnungsgesetz: Zahnlose Gesetzesnovelle
Ebenso betrifft das neue Preisauszeichnungsgesetz in erster Linie die Großfläche. Für Rabatte gilt seit Juli 2022 in Österreich das novellierte Gesetz. Seither müssen Handelsunternehmen bei der Ankündigung von Preisermäßigungen den sogenannten „vorherigen niedrigsten Preis“ angeben – also jenen Preis, der zumindest einmal in den letzten 30 Tagen vor der Anwendung der Preisermäßigung in demselben Vertriebskanal zum Einsatz gebracht wurde. Die Einhaltung der Gesetzesnovelle hat SERVICE&MORE im Rahmen der Studie „Dauerrabatte als Lockangebote“ genau unter die Lupe genommen. „Das Preisauszeichnungsgesetz hat sich mittlerweile leider als zahnlos entpuppt, da es weitgehend umgangen wird. Das geschieht oftmals, indem von Artikelaktionen auf Aktionen über bestimmte Warengruppen oder das Gesamtsortiment umgeschwenkt wird. Bei Endkund*innen dürfte daher kaum angekommen sein, dass sich hier etwas verbessert hat, denn das Werbeverhalten der Großfläche wirkt sehr ähnlich wie vor der Novellierung. Die Entwicklungen in diesem Bereich werden wir als SEVICE&MORE weiterhin mit wachem Auge beobachten“, verspricht Wimmer.
New Work im Einrichtungsfachhandel
Der Trend „New Work“ geht auch am Einrichtungsfachhandel nicht spurlos vorüber und wird 2023 ein wesentliches Thema sein. Kleinere Fachhandelsbetriebe setzen etwa verstärkt auf eine Verkürzung der Öffnungszeiten, Montagebetriebe stellen zunehmend auf eine 4-Tage-Woche um. Damit wird einerseits der Nachfragesituation entsprochen und es führt andererseits zu mehr Flexibilität in der Kundenbetreuung, weiß Wimmer: „Die klassischen ‚Window Shoppers‘, also Kund*innen, die ‚zum Schauen‘ ins Geschäft kommen, werden immer weniger. Insbesondere in kleinere Betriebe kommen Konsument*innen mit einem konkreten Kaufwunsch, Impulskäufe gibt es nicht. Mit den steigenden Ansprüchen der Kundschaft erhöht sich auch ihre Bereitschaft, sich für gute Beratung innerhalb der Geschäftszeiten Zeit zu nehmen und Termine im Vorhinein zu vereinbaren.“ Andererseits beugen die Betriebe damit auch dem Fachkräftemangel vor, denn „durch solche Regelungen wird man als Arbeitgeber auch für Bewerber*innen attraktiver, die eine kürzere Arbeitswoche bevorzugen“, so Wimmer weiter.
Arbeitskräftemangel bleibt weiterhin eine Herausforderung
Der Fachkräftemangel greift zwar aktuell in vielen unterschiedlichen Wirtschaftsbereichen um sich, betrifft jedoch nicht alle Unternehmen gleich stark. Die Gründe, warum einige Betriebe Schwierigkeiten haben, qualifiziertes Personal zu finden, sind dabei oft hausgemacht, wie Wimmer ausführt: „Die Ausbildung von Lehrlingen wurde teilweise über eine lange Zeit hinweg vernachlässigt. Wir als SERVICE&MORE empfehlen Betrieben diesen Weg der Arbeitskräftegenerierung trotz seines Mehraufwandes. Insbesondere deshalb, weil ansonsten strukturelle Probleme entstehen können – ist die Belegschaft in Bezug auf soziodemographische Merkmale nicht gut genug durchmischt, wird es langfristig schwer, junge Lehrlinge zum Einstieg in den Betrieb zu motivieren, denn es fehlen entsprechende Bezugspersonen.“ Außerdem sollte die Anwerbung talentierter Arbeitskräfte aus artverwandten Bereichen forciert werden, auch wenn hier Einschulungsbedarf besteht, denn „durch die eigene Ausbildung neuer Mitarbeitender kann langfristig das Qualitätsniveau im Betrieb gehalten werden“, so Wimmer.
Ein weiterer entscheidender Faktor in punkto Personalsuche ist die Außen- und Innenwirkung der Betriebe. „Österreichweit zeigt sich in unserem Verband, dass Unternehmen, die viel in die eigene Marktpositionierung und ihren Auftritt investiert haben, leichter Mitarbeitende finden als jene, die solche Investitionen verabsäumt haben. Als Verband unterstützen wir unsere Handelspartner*innen dabei, professionell nach außen aufzutreten, ob für ihre Endkund*innen oder als attraktiver Arbeitgeber. Zum Erfolg führt dabei nicht ein einzelner Baustein, sondern die Summe vieler Unternehmensentscheidungen. SERVICE&MORE hat hier eine starke Kompetenz aufgebaut und kann unterstützen“, so Wimmer. „Wir als Verband bieten dazu viele Bausteine an. Sei es in der Personalsuche oder auch im Weiterbildungssektor. Die Umsetzung im jeweiligen Betrieb kann und muss vom jeweiligen Partner selbst erfolgen und letztendlich auch gelebt werden. Ansonsten wirkt die perfekte Außenwahrnehmung nur aufgesetzt und nicht authentisch.“
2023: Komplexität als Schlüssel zum Erfolg
Für das laufende Jahr 2023 hat SERVICE&MORE eine Vielzahl an Projekten und Maßnahmen für alle Partner*innen geplant. Besonders hervorzuheben ist hier die Kompletterneuerung der Verbandswebsite. Außerdem soll im Zuge der fortschreitenden Digitalisierung des Angebots eVA, das digitale Beratungstool, weiter ausgebaut werden. „Viele unserer Mitglieder sind mittlerweile von gedruckten Preiskatalogen auf eVA umgestiegen. Ein wichtiger Faktor für diese Entwicklung ist auch die Attraktivität der Plattform für junge Digital Natives. Es ist langfristig definitiv der richtige Weg, die Digitalisierung auch in unserem Geschäftsbereich stark voranzutreiben, begleitet sie uns und unserer Partnerbetriebe doch mindestens genauso intensiv wie die Endkundschaft“, so Wimmer weiter.
Trotz zunehmender Digitalisierung beurteilt Wimmer den Mehrwert des stationären Handels und der Beratung vor Ort weiterhin als steigend: „Es ist wichtig, zu erleben, zu fühlen und zu sehen, dass der Fachhandel die allergrößten Möglichkeiten hat, auch im stationären Handel weiterhin ein gutes Geschäft zu machen – wenn es richtig angegangen und die Beratungsdienstleistung ernst genommen wird. Mit außergewöhnlichen Produkten und individuellen Lösungen sowie dienlichen und persönlichen Kundenservices lässt sich weiterhin punkten. Vor der Komplexität der Zukunftsthemen braucht man sich dabei nicht zu scheuen – vielmehr sollte sie als Chancen gesehen werden. Wir sind uns sicher: Wer im Fachhandel immer auf den Standard drängt, wird wahrscheinlich untergehen – der Erfolg muss in der Komplexität gesucht werden. Wir als SERVICE&MORE lieben Komplexität und sind damit der ideale Ansprechpartner für einen zukunftsorientierten Einrichtungsfachhandel.“
Fotos: © Felix Büchele/SERVICE&MORE, Abdruck kostenfrei
Über SERVICE&MORE
Als professioneller Dienstleister im Einrichtungssektor bietet SERVICE&MORE mittelständischen Unternehmen alles, was sie brauchen, um im Zeitalter der Großflächenanbieter erfolgreich bestehen zu können. Die betreuten Bereiche Möbelhandel (GARANT Austria) und Raumausstattung (WOHNUNION) mit 298 Mitgliedern sind Teil dieser größten Einkaufs- und Dienstleistungsorganisation für KMUs der österreichischen Einrichtungsbranche. Der gemeinsame Verkaufsumsatz beträgt 545 Mio. Euro. Das entspricht ca. 10 % des Gesamtmarktes. Insgesamt beschäftigen die Betriebe ca. 3.700 Mitarbeitende, verlegen 744.000 m2 Parkettboden und verkaufen und montieren rund 7.560 Küchen pro Jahr. www.serviceandmore.at